Montag, 6. Juni 2011

Darf man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen?

Sicher nicht: Wolf Schönmehl ist seit seiner „Heidelberger Schlossgastronomie" einige Klassen in die Sanddünen des Oftersheimer Schützenhauses hinab gestiegen.
In seinem Internetauftritt präsentiert sich Schönmehl u.a. als langjähriger Küchenchef bei Alfons Schuhbeck in Waging am See. Des Weiteren liest man von seiner Mitarbeit bei Manfred Schwarz im Deidesheimer Hof (2 Sterne Michelin) und bei Eckart Witzigmann in der „Aubergine“ (3 Sterne Michelin) in München.

Was er und seine Mitarbeiter uns an diesem lauen Vorsommerabend boten, liest sich abschreckend:

Die neue Speisekarte des übernommenen „Schützenhauses“ präsentiert sich in „altem Gewande“ der Schlossgastronomie, die er 1993 übernommen hatte. Abgewetzt und zerfleddert, auf alte Inhalte geklebt, so, dass die Ecken zerfranst waren und man nach dem Hochheben auf die bekannte „Schloss-Ente“ der ehemaligen Schlossgastronomie hingewiesen wurde.

Die Reservierung funktionierte tadellos. Beim Aperitif erfolgte die Essensbestellung ohne Frage nach gewünschten Getränken. Das „Amuse-Bouche“ bestand aus Quark (in unserer Gegend auch „weißer Käse“ genannt) mit dünnen Baquette-Scheibchen.

Die Vorspeise: Schaumsüppchen vom Bärlauch mit Parmesan-Knusperstange für 7,50 € machte durch einen feinen Geschmack Vorfreude auf den Hauptgang. Das Besteck des „Amuse-Bouche“ blieb am Platz als der Hauptgang kam. Kein neues Messer und schon gar kein Fischmesser. So stand das Filet vom Odenwälder Saibling mit geschmorten Landgurken, neuen Kartoffeln und Paprikamarmelade für 18,90 € vor mir.

Nach Getränkebedürfnissen wurde noch immer nicht gefragt. Übrigens: Wenn ich Fisch anbiete, sollte Speck zu den Landgurken in der Speisekarte erwähnt werden. Als Fleischverweigerer kann man als Gast nur geschockt sein. Im Übrigen ist für mich die Variante mit Speck eine, die sicherlich vor 1989 zum Alltag gehörte.

Auf die Schnelle orderte ich 2 Flaschen Wasser (mit und ohne). Die Weinkarte wurde mit ersten Missmutsäußerungen meinerseits schnell gebracht. Während der Saibling langsam seine Temperatur verlor, kam mein bestellter badischer Rose korrekt. Einer der Tafelrunde erhielt statt bestelltem Spätburgunder zum argentinischen Rumpsteak einen Dornfelder. Zwei Bissen waren noch übrig, als der „Spät“burgunder eintraf. Der italienische Ober, der das Menü begleitete hatte die ganze Zeit über versucht, mit aufgezwungenem Lächeln seine aufkommende Arroganz im Zaum zu halten.

Ja, was soll Ich als gelber Fisch dazu sagen: Eine parallel stattfindende Hochzeit mit ca. 40 Personen mit „Buffet“ kann mich im Urteil nicht milder stimmen.

Das mediterrane Ambiente des deutschen Schützenhauses ist für eine Einkehr während eines Fahrradausfluges perfekt… alles andere bei Weitem sicher nicht.